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9/10/2011

feierei is dead! oder?


ohrensausen. kopfweh. einsamkeit. langeweile. herzrasen. frust. übelkeit.
und eine ordentliche portion schlafdefizit.
 das alles erwartet mich regelmäßig, wenn ich mich auf münsteraner tanzflächen begebe. 
die leute sind mir unbekannt, sehen scheiße aus und sind gefühlte zehn jahre jünger als ich. oder sie sind mir bekannt, sehen scheiße aus, sind gefühlte zehn jahre älter als ich und gehen mir tierisch auf den sack. oder auf den beutel, was wohl in dem fall passender wäre. die musik ist zu sechzig prozent kacke. an guten tagen. und die drinks sind völlig überteuert und ballern mich so weg wie ne handgranate aus wattebäuschchen.
irgendwie war das mal anders, hab ich das gefühl.
irgendwie war ausgehen mal schön und entspannt und erheiternd. ein abend setzte sich zusammen aus geliebten und ungeliebten freunden, einer gehörigen portion übermut, einer noch viel gehörigeren portion wein, schwärmersicher musik und einem [oder auch mehreren] menschen, für den es dann zu schwärmen galt.
am morgen, mittag oder nachmittag des nächsten tages fiel ich totmüde, sturzbetrunken und bisweilen zweisam ins nicht allzu ferne bettchen. sogar barfüßige märsche durch tiefschnee nahm ich in kauf. die anschließende lungenentzündung diente da nur als vorzeigbares souvenir eines großartigen abends.


das alles war einmal. heute schmeißen sich sechzehnjährige teile mieser qualität und ziehen lines auf schmutzigen klos, nur um sich während der prozedur durch ein ständiges "guter stoff" gegenseitig von ihrer coolness zu überzeugen. kleine mädchen ziehen sich an wie ihre omi auf crack und finden das superhip. ebenso kleine jungs tanzen mit monsterpupillen und monsterstoffbeuteln zu paul kalkbrenner und finden das mindestens genauso hip.  
hat sich die feiermentalität wirklich so verändert? 
vor ein paar jahren hieß feiern noch zusammensein. man traf sich zuhause, betrank sich heftigst, ging dann ins tanzlokal des vertrauens und traf dort auf ebenso viele, ebenso betrunkene freunde, in deren armen man sich zur hintergrundbeschallung bis in die frühen morgenstunden wiegte. man küsste bekannte und unbekannte, trank günstiges bier und wünschte sich beim dj lieblingslieder von denen man wusste, dass er sie eh schon längst auf der liste stehen hatte. man ging nach dem club noch zur afterhour bei dem, der am nächsten wohnte. weil man noch quatschen wollte. und musik hören wollte. auf dem dach, in der sonne. und wenn man dann irgendwann müde wurde, dann ging man ins bett des gastgebers. oder auf dessen couch. oder in dessen arme. es ging nie ums wegballern. zumindest nicht da, wo ich mich aufhielt. 
heute wirken die kids schon im club so breit, dass sie wahrscheinlich selbst den "george, gina & deine mudder"-schriftzug ihrer jutebeutel nicht mehr richtig ablesen könnten. geschweige denn emotionen aus den gesichtern ihrer so genannten "freunde".


ich finde das schade. und frage mich gleichzeitig, ob das alles eigentlich wirklich so passiert, oder ob ich es mir in meinem kleinen irren hirn nur so zusammenspinne. bin ich vielleicht einfach zu alt für eine gepflegte sause? war ich vielleicht früher genauso und rege mich nun über die nachkommende generation auf?? oh gott, dann wäre ich ja wie meine mutter. wie jedermanns mutter! ich hoffe und glaube nicht, dass es nur an mir und meinem hirn liegt. auch, aber eben nicht nur. feiern geht heute eben anscheinend einfach anders.
und ich bin zu meinem eigenen entsetzen und bedauern auch tatsächlich langsam zu alt für den ganzen scheiß. ich gehe mittlerweile noch vor dem feierzenit aus dem club, oder gar nicht erst hinein, und richtig voll war ich auch schon seit monaten nicht mehr. es ist ein trauerspiel.
und in manchen nächten vermisse ich trotzdem noch das gefühl von früher und bin mir sicher:
wäre ich heute unterwegs gewesen - es wäre groß geworden. groß.

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